Biografie von Friedrich Silcher:

Friedrich Silcher wurde 1789 auf der anderen Seite des Schurwaldes, in Schnait, geboren.

Als Sohn des Dorfschulmeisters wuchs er in eine Zeit hinein, die  von großer Armut gezeichnet war. Eine Zeit festgefügter Normen, eine Zeit, in der jeder wusste, wo sein Platz war.

Die Französische Revolution wirkte sich in Schnait nicht allzu unruhig aus. Herzog Karl von Württemberg hatte die Dinge im Griff. So verbrachte F. Silcher zwar keine idyllische Jugend in einer heilen Welt, aber eine Jugend in Geborgenheit. Wie sein Vater und sein Stiefvater wurde auch er Lehrer. Seine musikalische Begabung, sein Wissensdurst, eine sorgfältige musikwissenschaftliche Ausbildung und die Begegnung mit Heinrich Pestalozzi ließen die musikalische Erziehung zu seiner Lebensaufgabe werden.

Seine Neugier, sein Wissensdurst brachten ihm bald Anerkennung ein. So wurde F. Silcher im Alter von 28 Jahren als Musikdirektor an die Universität Tübingen berufen wurde, wo er die Seminaristen des evangelischen Stifts unterrichtete. Die Dichter Wilhelm Hauff und Eduard Mörike gehörten hier zu seinen Schülern. Bis zu seinem Tode 1860 blieb er dem Stift treu und trug sehr zur Weiterentwicklung der Kirchenmusik bei.

Zudem sammelte und komponierte er Volkslieder, die nicht selten weltweit Verbreitung fanden: Auch in Japan wird die „Loreley“ gesungen und selbstverständlich kennt man in Australien „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Alle Jahre wieder“.

Als Mensch war Silcher liebenswürdig, bescheiden, fleißig. Ein Schwabe eben. Obwohl im Jahr der Französischen Revolution geboren, sollte er nie Revolutionär werden. Wohl war er als Kind seiner Zeit ein Romantiker, aber nie war er ein Traumtänzer.

Sehr wach nahm er das Geschehen um sich herum wahr. Sozial und politisch engagiert, war sein Medium das Lied. In seinem Herzen war Silcher ein Demokrat und ein Liberaler. Sicher war das die Voraussetzung dafür, dass er sich als Lehrer dem großen Heinrich Pestalozzi sehr nahe fühlte. Dessen Schriften studierte er eifrig mit dem Anliegen, die pädagogischen Vorstellungen Pestalozzis in musikpädagogische Arbeit umzusetzen.

Der Erfolg war auf seiner Seite. Schon bald pfiffen die Spatzen seine Lieder von den Dächern. Wie war das möglich? Silcher hatte nichts umstürzlerisch Neues gebracht, worauf die Menschen sonst so begierig sind. Stattdessen war es ihm gelungen, beim Komponieren und Umkomponieren von Liedern Schwieriges einfach zu machen, ohne zu banalisieren. So gingen seine Melodien ins Ohr. In den Texten seiner Lieder berührte er die Menschen in ihrer Sehnsucht nach einer besseren Welt, in ihrer Sehnsucht nach innerer und äußerer Harmonie. F. Silchers Lieder sind Sehnsucht. Die Volkslieder, die er uns hinterlassen hat, sind sein Beitrag, Beziehung unter den Menschen zu stiften. Dabei hat er den kürzesten Weg eingeschlagen, den es zwischen Menschen geben kann. „Den Weg von Seele zu Seele.“